Bericht aus Pari
Die Delegierten reden, das Wasser steigt
Die indonesische Insel Pari steht an vorderster Front des Klimawandels. In den letzten zwei Jahren hat sich die Situation weiter verschlimmert.
Die 29. Weltklimakonferenz tagt derzeit im aserbaidschanischen Baku. Ein zentrales Thema ist «Loss and Damage», also klimabedingte Verluste und Schäden. Was dies in der Realität bedeutet, weiss kaum jemand besser als Asmania, Arif, Bobby und Edi. Schon seit Jahren müssen sie erleben, wie der Klimawandel und seine Folgen das Leben in ihrer Heimat, der indonesischen Insel Pari, mehr und mehr einschränken. Die meiste Zeit konnten sie dem nur machtlos zusehen, denn ihr eigener CO2-Fussabdruck ist verschwindend gering; zu Weltklimakonferenzen eingeladen werden sie auch nicht – obwohl sie doch an der «vordersten Front» des Klimawandels stehen.
Ein Stück weit geändert hat sich dies im Februar 2023, als sie in der Schweiz rechtliche Schritte gegen einen der grössten CO2-Emittenten der Welt einleiteten: den Schweizer Konzern Holcim, ehemals grösster Zementhersteller der Welt. Mit Rückendeckung der drei NGOs WALHI, European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und HEKS fordern sie in einer wegweisenden Klage u.a. Gerechtigkeit für die Schäden, welche der Klimawandel bereits heute in ihren Leben verursacht hat. Diese Folgen, so die Klagenden, hat Holcim mit seinem übermässigen Ausstoss an Treibhausgasen mitzuverantworten. Auf Antrag von Holcim werden derzeit zunächst prozessuale Fragen durch das Kantonsgericht Zug behandelt.
Auf Pari steht indessen die Zeit nicht still: Seit Beginn dieses Rechtsstreits haben sich die Lage auf der Insel und die Lebensbedingungen der vier Klagenden weiter verschärft. Seit 2020 gab es jedes Jahr etwa sieben bis acht Überflutungen. Im Jahr 2024 stiegen zwei davon besonders hoch. Der Klimawandel wirkt sich auf die Infrastruktur, das Wohlergehen, die Wasser- und Nahrungsmittelsicherheit, den Tourismus und die Kultur der Insel Pari aus. Im Oktober 2024 haben Mitarbeitende des ECCHR Pari besucht und sich die Entwicklungen zeigen lassen.